Es ist schon erstaunlich: Aktuell befindet sich die ganze Welt in einer so nie dagewesenen Krise. Die Straßen sind menschenleer, Restaurants und Bars sind geschlossen. Die Atmosphäre in den Städten ist gespenstisch. Zu Beginn der Krise, gab es sogar Supermarktregale, die komplett leergeräumt waren. Das alles waren und sind Szenarien, die derzeit unser aller Alltag bestimmen.
In dieser aktuellen Phase, in der mancherorts ein komplettes Ausgehverbot herrscht, während in anderen Regionen zumindest Treffen von mehr als 2 Personen verboten sind, liegt es nahe, dass das Streamen von Filmen an Attraktivität deutlich gewonnen hat. Das Angebot ist extrem vielfältig, sei es bezogen auf die Vielfalt der Angebote oder auch auf die Qualität. 4K Filme bilden dabei natürlich die höchstmögliche Qualität. Besonders Seuchenfilme sind aktuell immer wieder ganz oben auf den Toplisten von Netflix & Co zu finden.
Aber warum gerade jetzt Seuchenfilme?
Filme schauen, das ist jetzt natürlich vollkommen nachvollziehbar, schließlich möchte ja jeder ein bisschen Zeitvertreib und Abwechslung. Wer dann sogar noch eine Heimkinoanlage sein Eigen nennt, für den ist es vielleicht auch gar nicht so dramatisch, dass zurzeit auch die Kinos geschlossen haben. Doch das Unglaubliche ist, dass gerade jetzt die beiden Klassiker, nämlich der Thriller „Contagion“ aus dem Jahr 2011 und auch der Seuchen-Film „Outbreak“ aus dem Jahr 1995, aktuell einen regelrechten Boom erleben.
In dem Film von Steven Soderbergh bedroht ein Virus die Menschheit. Allerdings ist dieser Virus weitaus tödlicher als der, der gerade unsere Welt bedroht. Inzwischen hat sich dieser Film in den Charts der Streamingdienste erneut etabliert.
Auch in diesem Film ist das öffentliche Leben komplett zusammengebrochen. Egal ob Schulen, Kirchen, Flughäfen, öffentliche Plätze, alles ist menschenleer. Im Film hat das Virus lediglich 2 Wochen benötigt, um diesen Zustand zu erreichen. Zudem werden hier auch Apotheken und Supermärkte geplündert und Menschen werden allein wegen ihrer Vorräte erschossen.
Genau das ist das Szenario, das also die totale Verrohung der Menschheit zeigt und somit die eigentliche Katastrophe beschreibt. Die besondere Aussage in diesem Film ist aber, dass hier nicht die Gewalt gewinnt, sondern es immer noch eine ausreichende Anzahl an Menschen gibt, die sowohl ihr Mitgefühl, als auch ihre Hilfsbereitschaft bewahrt haben.
Das denken Experten über das Genre der Seuchenfilme
Die Seuchen-Klassiker bieten offensichtlich eine Art Orientierung über die Vorgänge und in gleicher Weise bieten sie auch einen Trost. Es scheint sich alles um die Sehnsucht zu handeln, zu verstehen, was da eigentlich passiert und wie die Vorgänge ablaufen. Dadurch werden die aktuellen realen Geschehnisse irgendwie fassbarer. Und die Tatsache, dass man sich weitgehend mit dem Geschehen identifizieren kann, scheint auch einen gewissen Trost zu bergen.
Hinzu kommt, dass man offensichtlich allein durch die Seuchenfilme einen gewissen Einblick in die derzeitigen Abläufe bekommt. Gemeint ist damit: Wie agieren die einzelnen Institutionen? Welche Rolle spielt die Wissenschaft? Und wie funktionieren bzw. reagieren die Medien in den Akutsituationen.
Außerdem hat man natürlich jederzeit die Möglichkeit, sich klar zu machen, dass es sich ja nur um einen Film handelt, aus dem man gedanklich und emotional jederzeit wieder aussteigen kann – so wie eigentlich immer, wenn es einem während des Schauens zu hart, gruselig oder grausam wird. Frei nach dem Motto, so schlimm wie im Film kann es ja wohl kaum werden. Man fühlt sich also besser gewappnet für das, was vielleicht noch vor uns liegt.
Was passiert wohl nach der Krise?
Auch wenn derzeit noch niemand in der Lage ist, zu sagen, wann die Corona Krise endgültig vorbei ist, so kann man jetzt schon davon ausgehen, dass Hollywood für neue Seuchen-Thriller sorgen wird.
Fakt ist, dass der 11. September 2001 einen enormen Einfluss auf die zukünftige Filmwelt hatte. Während es Filme gab, die bereits fertig abgedreht waren und aus denen im Nachhinein die Zwillingstürme herausretuschiert wurden, tat sich gleichzeitig eine ganz andere, wirklich grausame Filmwelt auf.
In der Folge wurde man überflutet mit den grausamen und blutigen Bildern aus Afghanistan und dem Irak. Dies war die direkte Folge der Anschläge von 9/11. In der Filmwelt etablierten sich wie aus dem Nichts plötzlich Folterpornos. Sie waren im Mainstream angekommen, obwohl sie zuvor eher zum filmischen Untergrund zählten.
Wann immer also etwas Unfassbares, Grausames oder Bedrohliches passiert, scheinen Filme, die genau dieses Thema aufgreifen, die menschliche Psyche in einer gewissen Weise zu beruhigen. Sie dienen ganz offensichtlich der Bewältigung der Krise. Aus diesem Grund landen nun auch die Seuchenfilme plötzlich wieder auf den obersten Streaming Rängen.
Noch ein Blick auf die Parallelen
Die Hauptdarstellerin hustet in „Contagion“ äußerst besorgniserregend bei ihrer Rückkehr aus Hongkong am Flughafen Chicago. An der Flughafenbar nascht sie ein paar Erdnüsse, dann zahlt sie mit der Kreditkarte. Der Regisseur lässt nun die Kamera jeweils ein paar Sekunden auf allem ruhen, was sie berührt hat.
Angefangen mit den Erdnüssen, die sich in einer Schale für alle Gäste befinden, bis hin zur Kreditkarte. Diese wandert zur Bedienung. Sie bedient dann in der Folge den Touchscreen der Kasse. Der Virus ist überall und er wird sich schlagartig weiter verbreiten. Nur nach weiteren 10 Filmminuten stirbt die Darstellerin und man sieht sie auf dem Obduktionstisch wieder. Hände waschen heißt die Devise, das hat nun sicher auch der Letzte begriffen.